Ca. 0,6 Prozent der deutschen Bevölkerung leben mit einer geistigen Behinderung, welche mit einer geringeren Gesundheitskompetenz aufgrund verminderter kognitiver Leistungsfähigkeit und geringem Wissen über eine gesunde Lebensführung einhergeht. Darüber hinaus wird im Gesundheitssystem wenig auf die spezifischen Bedarfe der Zielgruppe eingegangen. Diese Umstände haben zum Teil lebenslange Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen. Menschen mit einer geistigen Behinderung sind anfälliger für somatische und psychische Störungen und weisen ein höheres Risiko für Demenzerkrankungen und chronische Krankheiten auf, beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes mellitus.
Menschen mit einer geistigen Behinderung profitieren bisher nur in eingeschränktem Maße an Prävention und Gesundheitsförderung.
Hier setzt das Projekt FaPP-MgB an: Als zielgruppenadäquates Präventionsprogramm sollen die individuelle Gesundheitssituation, die Stärkung der physischen und psychischen Widerstandskraft und die gesundheitsbezogene Lebensqualität verbessert werden. In sieben Hamburger Bezirken nehmen die Pflegeexpert*innen zunächst eine Sozialraumanalyse mit Bestandsaufnahme vorhandener Präventionsangebote hinsichtlich der Zugänglichkeit und Bedarfsgerechtigkeit der Zielgruppe vor und unterstützen darauf aufbauend die sektorübergreifende Vernetzung der beteiligten Akteure. Die Entwicklung des Interventionskonzepts erfolgt partizipativ durch die Einbindung der Zielgruppe. Im nächsten Schritt erstellen spezialisierte Pflegeexpert*innen einen individuellen Präventionsplan für die Studienteilnehmenden, der dann in konkrete Präventionsmaßnahmen mündet. Durch eine intensive Betreuung der Betroffenen soll deren Gesundheitskompetenz und die Selbstwirksamkeit gefördert wie auch die Versorgungslage verbessert werden. Langfristig sollen Gesundheitsrisiken so minimiert und chronische Erkrankungen möglichst verhindert werden.
Nach zwölf Monaten wird der Gesundheitsstatus der Studienteilnehmenden mit einer Kontrollgruppe verglichen, deren Teilnehmende erst zu einem späteren Zeitpunkt mit der Intervention starten.
Im Erfolgsfall trägt die Maßnahme dazu bei, die individuelle Gesundheitssituation, die Resilienz sowie die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Die neue Versorgungsform könnte auf andere Regionen übertragen und Teil der Regelversorgung der gesetzlichen Krankenkassen werden. Dadurch ließen sich die Gesundheitskosten senken, die durch häufigere Besuche bei Ärzt*innen, Krankenhausaufenthalte oder assoziierte Kosten – wie beispielsweise Pflegekosten – entstehen.
Projektwebsite: www.projekt-besser.de