Dr. Heinrich Blasius ( * 9.8.1883 † 24.4.1970 )
Paul Richard Heinrich Blasius wurde am 9. August 1883 in Berlin geboren und studierte von 1902 bis 1906 Physik in Marburg und Göttingen. Danach wurde er einer der ersten Doktoranden und Mitarbeiter von Ludwig Prandtl, dem Vater der modernen Strömungslehre. Aus dieser Kooperation entstanden bahnbrechende Arbeiten zum Verständnis von Strömungen an Grenzschichten, auch heute noch die Grundlage der Aerodynamik von Autos und Flugzeugen.
Vita Heinrich Blasius
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- Geboren in Berlin, am 09.08.1883
- Prinz-Heinrich-Gymnasium zu Schöneberg und
- Kaiserin Auguste-Gymnasium zu Charlottenburg (Berlin)
- 1902-1906: Studium in Marburg und Göttingen: Mathematik und Physik, später Technische Physik
- 1907: Promotion an der Philosophischen Fakultät der Universität Göttingen
- 1907-08: Assistent für Technische Mechanik in Göttingen
- 1908-12: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau, Berlin
- 1911: Habilitation als Privatdozent für Hydromechanik, Techn. Hochschule Berlin
- 1912: Ab Sommersemester an den Techn. Staatslehranstalten zu Hamburg
- Fächer im SS 1912: Mathematik und Mechanik (23 Wochenstunden), außerdem Technisches Vorlesungswesen
- Fächer im WS 1912/13: Mathematik, Mechanik und Physik (28 Wochenstunden)
- 1919: Hochzeit mit Margarethe Helene Puvogel
- 1921: Geburt des Sohnes Ernst Erich Blasius, 1943 im Krieg gefallen
- 1922: Geburt der Tochter Helene Elfriede Blasius
- 1924: Geburt des Sohnes Kurt Heinrich Blasius, gestorben 2009
- 1925: Veröffentlichung über das Flattern von Tragflächen
- 1927: Umzug in ein eigenes Haus in Bergedorf
- 1928: Tod der Ehefrau Margarethe Helene Blasius, seine ältere Schwester, Else Blasius (geb. 1874), führt ab jetzt den Haushalt
- 1931: Fachbuch zur Wärmelehre
- 1933-35: Drei Fachbücher zur Mechanik
- 1942-45: "Rundbriefe" an die abwesenden Kinder
- 1943: Feuerwache beim Brand am Berliner Tor
- 1945-1950: Abteilungsleiter an der Ingenieurschule Berliner Tor
- 1950: Offizieller Ruhestandstermin, jedoch weiterhin aktiv in der Lehre
- 1954: Fachbuch zur Mathematik
- 1962: Fackelzug durch Hamburg zum 100. Semester in 50 Jahren
- 1967: Fachbuch zur Vektorrechnung
- 1968: Diskussionen mit Studenten
- 1969: Schriftwechsel mit der Studentenzeitung
- Gestorben am 24.04.1970 in Hamburg
Dozent am Berliner Tor von 1912 bis 1970
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Im Jahr 1912 entschied sich Heinrich Blasius bewusst gegen einen weiteren Verbleib in der Hochschulforschung und wurde aus Überzeugung Lehrer an der Ingenieurschule Hamburg, heute Department Maschinenbau und Produktion der HAW Hamburg. Die Forschung ließ ihm jedoch nicht vollständig los. In den folgenden Jahrzehnten publizierte er noch einige Artikel in Fachzeitschriften.
Heinrich Blasius war als Lehrer eine Legende, verehrt und geschätzt von seinen Studenten. Eine imposante Erscheinung mit langem, wallendem Bart, an die sich auch heute noch so mancher ehemalige Student gern erinnert. Heinrich Blasius akzeptierte keine Pensionsgrenze. Er bestand darauf, weiter lehren zu dürfen, solange niemand an seiner geistigen und körperlichen Fitness zweifele. Bis zu seinem Tod, am 24. April 1970, blieb er an der Ingenieurschule beruflich aktiv.
Dr. Heinrich Blasius - Forschungstätigkeit
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Nach seiner Studienzeit an den Universitäten Marburg und Göttingen von 1902 bis 1906 wurde Heinrich Blasius wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Ludwig Prandtl und von 1908 an Assistent am Labor für Hydraulik an der Technischen Universität Berlin.
Innerhalb von nur sechs Jahren hat Blasius eine Reihe von Problemen der Fluiddynamik erfolgreich bearbeitet. Dazu zählen das Problem der Grenzschichtströmung als direkte Anwendungen der Grenzschichttheorie, die Prandtl einige Jahre zuvor entwickelt hatte und die Definition der Grenzschichtablösung in divergenten Strömungen mit dem ersten exakten Ergebnis, was zumindest die grundlegenden Fragen der Turbulenz klärte.
Weiterhin arbeitete Blasius über die Potentialströmung, indem er mit ihrer Hilfe Probleme im Zusammenhang mit der Tragflächentheorie löste. Das Ergebnis dieser Arbeiten ist als Blasius Theorem der Aerodynamik bekannt. Schließlich legte Blasius einen Ansatz für den Rohrreibungs-Koeffizienten vor, indem er die Reynoldssche Zahl konsequent anwandte, was zu einem Potenzgesetz für turbulent glatte Rohrströmungen führte.
(aus: B. Baumann: Blasius: Erinnerung an ein Urgestein der Ingenieurschule Hamburg, Zeitung des Freundeskreises Maschinenbau und Produktion Berliner Tor e.V. - 2006/07;
auszugsweise Übersetzung von: W. H. Hager: Blasius: A life in research and education)
Weitere Artikel zur Forschung von Heinrich Blasius
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Einige Veröffentlichungen von Heinrich Blasius
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- 1907: Grenzschichten in Flüssigkeiten mit kleiner Reibung. Dissertation, University of Göttingen. Teubner Verlag
- 1908: Grenzschichten in Flüssigkeiten mit kleiner Reibung. Zeitschrift für Mathematik und Physik 56:1-37; 60: 397-398
- 1909: Über verschiedene Formen Pitotscher Röhren. Z. Bauverwaltung 29:549-552; auch in: Turbine 6:156-160
- 1910: Theorie eines neuen hydraulischen Widders mit zwangsläufiger Steuerung für grosse Wassermengen. Glasers Ann. 66:211-216
- 1910: Funktionentheoretische Methoden in der Hydrodynamik. Zeitschrift für Mathematik und Physik 58:90-110
- 1910: Laminare Strömung in Kanälen wechselnder Breite. Zeitschrift für Mathematik und Physik 58:225-233
- 1910: Über die Abhängigkeit der Riffeln und Geschiebebänke vom Gefälle. Zeitschrift für Bauwesen 60:466-472
- 1911: Mitteilung zu meiner Abhandlung über: Funktionstheoretische Methoden in der Hydrodynamik. Zeitschrift für Mathematik und Physik 59:43-44
- 1911: Stromfunktion symmetrischer und unsymmetrischer Flügel in zweidimensionaler Strömung. Zeitschrift für Mathematik und Physik 59:225-243
- 1911: Stromfunktion für die Strömung durch Turbinenschaufeln. Zeitschrift für Mathematik und Physik 60:354-372
- 1912: Das Ähnlichkeitsgesetz bei Reibungsvorgängen. Z. Ver. Dtsch. Ing. 56(16):639-643
- 1912: Berechnung der Kräfte, die die Schiffe in Schleusenkammern durch das Einströmen von Wasser erfahren. Glasers Ann. 71:135-137, 169-171
- 1912: Luftwiderstand und Reynoldsche Zahl. Z. Flugtech. Motorluftsch. 3(3):36-37
- 1913: Das Ähnlichkeitsgesetz bei Reibungsvorgängen in Flüssigkeiten. Mitteilung 131 über Forschungsarbeiten auf dem Gebiete des Ingenieurwesens. Springer, Berlin Heidelberg New York
- 1913: Träger kleinster Durchbiegung und Stäbe grösster Knickfestigkeit bei gegebenem Materialverbrauch. Zeitschrift für Mathematik und Physik 62:182-197
- 1919: Der Einfluss der elastischen Aufbiegung der Balance einer Unruh auf die Schwingungsdauer. Z. Instrumentenkunde 39:19-27
- 1925: Über Schwingungserscheinungen an einholmigen Unterflügeln. Z. Flugtechnik und Motorluftschiffahrt 16(3):39-43
- 1936: Der Galilei-Machsche Versuch. Z. Phys. Chem. Unterricht 49:72
- 1936: Versuch zur Demonstration der Biegespannungen. Z. Phys. Chem. Unterricht 49:160-161