Das Forschungs- und Transferzentrum ‚Soziale Teilhabe in Stadt und Gesellschaft‘ bündelt und systematisiert laufende Projekte und Aktivitäten des Departments Soziale Arbeit unter dem Fokus der Sozialen Teilhabe.
Daraus hervorgehende Erkenntnisse und Einsichten werden aufbereitet und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Fokus steht dabei erstens, den unterschiedlich verwendeten Begriff der ‚Sozialen Teilhabe‘ wissenschaftlich zu präzisieren und Implikationen für das Gemeinwohl zu systematisieren sowie theoriegeleitet zu analysieren. Zweitens geht es darum, bedarfsgerechte Gestaltungsoptionen von Sozialer Arbeit, Sozialpolitik und Sozialleistungen sowie Bildungspolitik und Bildungsangeboten für vulnerable Gruppen auszuloten.
Hintergrund
................................................................................................................................................................................................
Trotz eines professionalisierten und hoch ausgebauten Sozial- und Bildungssystems verdichten sich in Hamburg vielerorts beobachtbare Entwicklungen wachsender sozialräumlicher und wirtschaftlicher Disparitäten, die Teilhabemöglichkeiten für Menschen in prekären Lebenslagen zunehmend beeinflussen.
Die Teilhabe der in diesen Kontexten lebenden Bevölkerungsgruppen ist als unzureichend zu bezeichnen, da sich Ausschlussfaktoren teilweise überlagern und gegenseitig verstärken, insofern ist eine intersektionale Analyse zur Identifikation und Bearbeitung struktureller Benachteiligungen angezeigt. Die Hintergründe und Ursachen der mangelhaften Teilhabemöglichkeiten liegen insbesondere in gesellschaftlichen Entwicklungen, in der Menschen, die mit dem rasanten gesellschaftlichen Wandel nicht Schritt halten können, einem materiellen, sozialen, kulturellen und sozialräumlichen Ausgrenzungsrisiko unterliegen.
Hamburg bietet ein großes Angebot verschiedener sozialer und psychosozialer Hilfs- und Unterstützungsangebote sowie Bildungsangebote und eine entsprechende Trägerlandschaft. Die HAW Hamburg und vor allem das Department Soziale Arbeit ist durch Forschungs- und Transferaktivitäten aber auch durch Kooperationen und Lehrangebote in vorhandene Netzwerke und Kontakte vieler Projektpartner eingebunden. Damit ist ein verlässlicher Zugang zu vulnerablen Bevölkerungsgruppen gegeben und ein vielfältiger Austausch mit Fachkräften und Institutionen sichergestellt.
Fragestellungen
................................................................................................................................................................................................
Zwei Dimensionen sozialer Teilhabe machen den besonderen Fokus des FTZ ‚Soziale Teilhabe in Stadt und Gesellschaft‘ aus:
- Erstens geht es darum, die Grundlagen und Begründung des Teilhabeverständnisses u.a. mit Blick auf Implikationen für das Gemeinwohl unter besonderer Beachtung ausgewählter vulnerabler Gruppen der Bevölkerung zu analysieren. Für diese Gruppen fehlt es an ausreichender Responsivität der Sozialleistungen und Bildungsangebote – das meint solche Angebote und Leistungen, die zum einen bedarfsgerecht ausgelegt sind und die zum anderen Barrieren der Inanspruchnahme signifikant herabsetzen sowie die für personenbezogene soziale Dienstleistungen erlässliche Partizipation der Adressatinnen und Adressaten fördern.
- Zweitens geht es vor dem Hintergrund von Zugangs-/Teilhabebarrieren darum, die Möglichkeiten für eine responsive Gestaltung von Sozialer Arbeit, Sozialpolitik und des Sozialleistungssystems sowie Bildungspolitik und Bildungsangeboten auszuloten, die stärker als bisher auf die Bedarfe und die Handlungsmöglichkeiten der Zielgruppen auszurichten sind. Hierbei werden die Perspektiven von Adressatinnen und Adressaten, von Fachkräften und von Institutionen, die Sozialleistungen und Bildungsangebote in den Lebensräumen der Menschen erbringen, gleichermaßen aufgegriffen.
Forschung- und Transfer
................................................................................................................................................................................................
Die Umsetzung von Forschungs- und Transferaktivitäten ist in Form von Forschungskolloquien, Fachtagungen, Fachberatung, Organisations- und Konzeptentwicklung, Weiterbildung, einer Buchreihe, regelmäßiger Workshops sowie Öffentlichkeitsarbeit geplant. Bei der Umsetzung werden drei Schwerpunkte fokussiert.
- ‚Handlungspraxis und FTZ‘: Die Ermöglichung und Verwirklichung von Teilhabe der Menschen zwischen Deutungshoheiten sozialer Lebenslagen, Leistungsfähigkeit von Sozialleistungen und Problemlösungswille diverser Interessengruppen begleitet professionelle Fachkräfte und soziale Einrichtungen seit Jahrzehnten. Die Aktivitäten des FTZ sollen Problemsituationen identifizieren, übergreifende Zusammenhänge aufklären, praxisrelevant aufbereiten und Angebote der Reflexion von Fachkräften und Dienstleistungsstrukturen zur Verfügung stellen sowie daraus gemeinsam weiterführende Fragestellungen entwickeln.
- ‚Lehre und FTZ‘: Es ist Kernaufgabe einer Hochschule für Angewandte Wissenschaften, einerseits anwendungsorientierte Forschung zu ermöglichen und andererseits gewonnene Erkenntnisse in die Qualifizierung der Studierenden und in Fort- und Weiterbildungsangebote einzuspeisen. Die Arbeit des FTZ fließt in Lehre und forschendes Lernen der Studierenden ein. Dadurch kann ein reflexiver Praxisbezug ermöglicht, theoretische Inhalte (der Sozialen Arbeit , Bildung und Erziehung in der Kindheit aber ebenso der Forschungsmethodik) können an Beispielen konkretisiert und aktuelle Entwicklungen der Praxis können zeitnah in Vermittlung und Diskussion eingespeist werden.
- ‚Vernetzung der Forschungsansätze‘: Ein Kerninhalt einer theoriebegründeten Profession und Professionalität ist eine Expertise, die vor dem Hintergrund eines systematisierten wissenschaftlichen Wissensbestandes Handeln reflexiv anleitet. Die Vernetzung unterschiedlichster Forschungsansätze – aber auch die interdisziplinären Perspektiven – unter dem Thema Teilhabe trägt zu eben dieser Systematisierung der Wissensbestände bei, schafft die Möglichkeit, übergreifende Zusammenhänge aufzuzeigen und innovative Zugänge zu verwirklichen.
Forschende und ihre Forschungsbereiche
................................................................................................................................................................................................
Forschende | Bereiche der Forschung |
Prof. Dr. Harald Ansen | Menschen in armutsgeprägten Lebenslagen und soziale Ausgrenzungsrisiken |
Prof. Dr. Silke Betscher | Stadtteillabor und Community Based Participatory Research (Soziales und Gesundheit), diversitäts- und diskriminierungssensible Organisationsentwicklung, partizipative Programmevaluationen, Poliklinik |
J. Georg Brandt | Räume der Partizipation – Ambiguität herstellen |
Prof. Dr. Gunter Groen, Astrid Jörns-Presentati | Junge Menschen zwischen Kinder- und Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie („Grenzgänger“, „Systemsprenger“), Entkoppelte Jugendliche, Care Leaver |
Prof. Dr. Knut Hinrichs | Beratung: Soziales Dienstleistungsrecht, Leistungserbringungsrecht und Kinder- und Jugendhilferecht |
Prof. Dr. Nina Hogrebe | Segregation in der Kindertagesbetreuung |
Dr. Christo Karabadjakov | Migration: Die Grenzen von Teilhabe. Theoretische Zugänge zu einem umstrittenen Begriff |
Prof. Dr. Andreas Langer | Wohnen und Menschen in desorganisierten Wohnverhältnissen |
Grit Lehmann | Persönliche Beziehungen und Drogenabhängigkeit |
Diana Lölsdorf | Familienwissenschaften, Elternarbeit im frühpädagogischen Kontext unter Berücksichtigung kultureller Diversität |
Prof. Dr. Dieter Röh | Soziale und berufliche Teilhabe von behinderten Menschen |
Prof. Dr. Frauke Schwarting | Herausforderungen qualitativer sozialarbeitswissenschaftlicher Teilhabeforschung: Forschungskommunikation, Forschungsreflexion |
Prof. Dr. Louis Henri Seukwa | |
Dr. Sabina Stelzig | Soziale Ungleichheiten durch und in der Bildung |
Prof. Dr. Sabine Stövesand | Sozialraumbezogene Prävention und Intervention bei häuslicher Gewalt |
Prof. Dr. Michael Tunç | Teilhabekontext Selbstorganisationen im Handlungsfeld (Flucht-)Migration und Islam |
Prof. Dr. Ulrike Voigtsberger | Einstellungen von Fachkräften in der Sozialen Arbeit und Pädagogik der Kindheit zu Demokratie und darauf bezogenen aktuellen Entwicklungen – Artikulations-, Kommunikations- und Handlungsweisen |
Prof. Dr. Gunda Voigts | Kinder- und Jugendarbeit sowie Jugendsozialarbeit als sozialpolitisches Arrangement der Teilhabe von jungen Menschen – Partizipation, Inklusion und Freiraumermöglichung als Herausforderung |
Dr. Anne Vogelpohl | Mieten, Wohnen und Zusammenleben im Quartier - Care Arbeit |
Prof. Dr. Jack Weber | (Weiterentwicklung der) Kinder- und Jugendhilfe in Hamburg |
Prof. Dr. Katja Weidtmann | Familienwissenschaften, Familienpsychologie und -beratung |
Dr. Astrid Wonneberger | Familienwissenschaften, kulturelle Perspektiven/Migration |
Aktuelle Veranstaltungen
................................................................................................................................................................................................
- Handlungspraxis
- WiSe 22/23: Forschung und Transfer zu Schwerpunkt Kinder- und Jugendhilfe in Hamburg: Workshop mit Praxispartner, geplant für die Woche 14.-18.11.2022
- 15.9 Mini Fachtag ‚Community Forschung‘ im Rahmen der Politklinik Veddel
- Lehre
- Doktorand*innen Kolloquium
- Austausch zu Perspektiven der Lehrforschung am Department Soziale Arbeit (Terminkoordination läuft)
- Vernetzung
- Brown-Bag Seminar: Termine werden mitgeteilt